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Ein Diskurs-, Workshop-, Aktions- und Filmprogramm zur #BTW2021

»School of Resistance«: Menschenrechte sind #unverhandelbar

24.+25.09.2021, Schauspiel Köln

Für eine Politik der Gerechtigkeit

Seit Jahren verschlimmert sich die Lage an den EU-Außengrenzen. Mit allen Mitteln werden Geflüchtete an der Ankunft in Europa gehindert, durch unterlassene Hilfeleistung, durch illegale Pushbacks und Folter und Gewalt. Jene, die es schaffen, europäischen Boden zu betreten, werden in unmenschlichen Lagern all ihrer Grundrechte beraubt oder gezielt in die Illegalität getrieben. Aber wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!

Am Wochenende der Bundestagswahlen veranstalten das IIPM, das NTGent, das Schauspiel Köln und die School of Political Hope gemeinsam mit #LeaveNoOneBehind und zahlreichen Organisationen aus der ganzen Welt eine School of Resistance für eine neue Politik der Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Ein Workshopprogramm, drei hybride Panels, eine Soli-Kundgebung, ein Konzert und der Start einer gemeinsamen Spendenaktion ermöglichen Annäherungen an die umkämpften Realitäten migrierter Menschen in Europa.

Das Workshopprogramm: »How to Resist«

Am Samstag, den 25.9.2021, werden in zwei Workshop-Parts mit Aktivist*innen, Sozialarbeiter*innen, Menschenrechtler*innen, Gewerkschafter*innen, Künstler*innen und Geflüchteten Strategien erarbeitet, um nachhaltige Allianzen zwischen Aktivismus, Kunst, Politik und Rechtssystem zu schaffen.

In den Workshopsessions geben lokale und internationale Migrationsaktivist*innen Antworten auf die Frage, wie wir soziale Bewegungen aufbauen und zivilen Ungehorsam leisten, wie wir die Mittel des Rechts und der Kunst aktivistisch nutzen, wie wir insbesondere die Rechte von Frauen und der LGBTQIA* Community schützen und wie wir lokal und transnational (migrantische) Communities organisieren können, die schon immer an den Frontlinien der politischen Kämpfe stehen.

Part I: 10:30 – 12:30 Uhr

#1: WIE WIR MIGRANTISCHE GESCHICHTEN ERZÄHLEN, DIE VIELE MENSCHEN POLITISCH BEWEGEN (Georg Blokus, School of Political Hope)

Geschichten und Gefühle sind die Grundlage für starke und vertrauensvolle politische Beziehungen, Organisationen und Bewegungen. In diesem Workshop liegt der Schwerpunkt auf persönlichen (migrantischen) Geschichten und Gefühlen als entscheidendem Faktor für die Mobilisierung und Organisierung von Menschen für politischen Widerstand. Gemeinsam werden wir den “Vertrauenskreis” als Methode des Teilens von Geschichten der Ohnmacht und Hoffnung erproben, ihre theoretischen Grundlagen im Public Narrative-Ansatz von Marshall Ganz aufarbeiten, inspirierende Beispiele aus aktuellen Kampagnen analysieren und die Potenziale von Storytelling für migrantisches Organizing und langfristigen Machtaufbau von unten diskutieren.

GEORG BLOKUS ist politischer Organizer, Kunstaktivist und Berater für progressive Bewegungen. Er leitet die School of Political Hope und arbeitet für European Alternatives in Berlin.

#2: WIDER DIE GEWALT GEGEN GEFLÜCHTETE UND QUEERE MENSCHEN (Anbid Zaman, Rainbow Refugees Support Group Cologne & Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V.)

Weitere Infos folgen in Kürze …

ANBID ZAMAN ist LGBTQIA+-Menschenrechtsverteidiger, Künstler und Jugendaktivist. Anbid engagiert sich im Aktionsbündnis gegen Homophobie e. V. und im Global Center for LGBTI+ Freedom and Education.

#3: DAS GRENZREGIME IN DER STADT UNTERLAUFEN – SOLIDARITY CITY ALS UNGEHORSAME PRAXIS (Solidarity City Cologne)

Die Idee einer Solidarity City ist einfach: Niemand soll in der Stadt Ausschluss erfahren – Ausschluss von sozialer Teilhabe, egal ob Bildung, Wohnraum, Gesundheit. Niemand soll Angst haben müssen, abgeschoben zu werden. Die Vision einer Stadt für Alle, unabhängig vom Aufenthaltsstatus, bündelt vieles, was bereits passiert, ob Bürger*innenasyl oder Kämpfe um Gesundheitsversorgung für alle. Gleichzeitig wird vieles weitere denkbar, um gegen das Grenzregime vor Ort vorzugehen. Einen wirklich sicheren Hafen werden wir dabei nur gegen geltendes Recht erstreiten können. In unserem Workshop wollen wir gemeinsam erarbeiten, welche realen Schritte wir hier gehen können, um das Bleiben zu organisieren. Wer hier ist, ist von hier!

SOLIDARITY CITY COLOGNE ist ein Netzwerk verschiedener antirassistischer Initiativen aus Köln, mit dem Ziel, die Stadt für alle voranzutreiben. Wichtige Themen sind z.B. Bleiberecht, Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnen.

#4: AKTIV GEGEN ARBEITSAUSBEUTUNG IN DEUTSCHLAND (Daniel Weber & Mousa Othman, DGB Bildungswerk Bund & Faire Integration)

Geflüchtete, aber auch andere Menschen, die von außerhalb Europas nach Deutschland gekommen sind, sind besonders von prekärer Arbeit und Ausbeutung betroffen. Ihnen werden oftmals elementare Rechte vorenthalten, sei es ein angemessener Lohn, Kündigungsschutz oder Krankentage. Manche Arbeitgebende nutzen die oft schlechte Information oder den prekären Aufenthaltsstatus für ihre Methoden aus. Aber immer mehr Betroffene wehren sich dagegen. Unterstützt werden sie dabei von Gewerkschaften und öffentlich geförderten Beratungsprojekten wie Faire Integration. In dem Workshop berichten Daniel Weber und Mousa Othman über ihre Erfahrungen am Beispiel der Aktionswoche bei Kurierfahrer_innen von Amazon Anfang September. Dabei stellen sie aktuelle Fälle dar und schaffen einen Raum für Austausch.

DANIEL WEBER leitet seit 2015 den Bereich Migration und Gleichberechtigung des DGB Bildungswerk Bund. Bereits seit 2007 ist er in unterschiedlicher Funktion in dem Bereich tätig gewesen. Er lebt mit seiner Familie in Köln.

MOUSA OTHMAN ist seit 2019 im Projekt Faire Integration als Berater beschäftigt. Er berät Ratsuchende vor allem zu arbeits- und sozialrechtlichen Themen. Dabei kann er auf seine langjährige Erfahrung im Themengebiet setzen.

Part II: 13:30 – 15:30 Uhr

#1: ÜBER DAS KÄMPFEN GEGEN UNTERDRÜCKUNG MIT INTERSEKTIONALER MENSCHENRECHTSARBEIT (Behshid Najafi, agisra e.V.)

Menschenrechte sind universal und unveräußerlich; sie stehen allen und überall zu. Menschenrechte sind unteilbar, die Kämpfe darum auch. Nur so kann Demokratie gelebt werden. In diesem Workshop sprechen wir einerseits über die Verschränkung von unterschiedlichen Unterdrückungsmechanismen, u.a. Sexismus, Rassismus und Klassismus. Diese Unterdrückungsmechanismen im Alltag, in Institutionen und in der Gesetzgebung behindern und verhindern, dass Menschen ihnen zustehende Menschenrechte in Anspruch nehmen können. Wir kommen aber andererseits auch darüber ins Gespräch, wie wir uns und andere gegen diese Ausgrenzungen und Diskriminierungen stärken und uns für intersektionale Menschenrechtsarbeit einsetzen können, die ebenfalls auf diesen verschiedenen Ebenen, im Alltag, in den Institutionen und in der Gesetzgebung erfolgen muss.

BEHSHID NAJAFI ist Pädagogin und Menschenrechtsaktivistin. Sie hat im Jahr 1993 agisra e.V., die Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen* und geflüchtete Frauen* in Köln mitaufgebaut. Sie arbeitet v.a. mit Frauen zu Flucht, Migration und Menschenrechten.

#2: 1 2 3 KOMMUNIKATIONSGUERILLA (Lorenz Nolting & Meera Theunert, Theater-, Performance- & Aktionskunst)

Maximale Teilnehmer*innenzahl: 10

Wie infiltriert man die CDU? Wie ergattert man 3 Minuten Sendezeit bei der BBC und nutzt diese, um verbrecherischen Konzernen Milliardenverluste an der Börse zuzufügen? Wie setzt man geschickt Medientaktik, zivilen Ungehorsam und einen großen Schuss Theatralität ein, um korrupte Firmen zu ärgern, politische Parteien zur Rechenschaft zu ziehen und Zivilcourage zu fördern? All diese Fragen und viele mehr beleuchten wir im Workshop. Gemeinsam lernen wir die Grundzüge des Campaigning, warum der Streisand-Effekt uns allen hilft und warum es nicht unbedingt schlecht ist, verklagt zu werden. Wir freuen uns auf euch!

LORENZ NOLTING ist Theaterregisseur, Aktionskünstler, Aktivist und Kollaborateur verschiedenster Artivism-Kollektive. Er unterwanderte bereits das Bochumer Behördensystem, ließ sich mit bekannten Waffenlobbyisten in Fahrstühlen einsperren und hackte die deutsche Bundesbank. Gemeinsam mit dem Peng-Kollektiv gewann er 2018 den Aachener Friedenspreis.

MEERA THEUNERT ist Theaterregissueurin, Performancekünstlerin und Aktivistin. Mit ihrer Inszenierung “leck mir die wunden” wurde sie 2019 zum Körber Studio Junge Regie und zum OUTNOW! Festival Bremen eingeladen. In der Spielzeit 2020/2021 forscht sie im Rahmen eines Arbeitsstipendiums zu Übersetzungsstrategien zwischen Wissenschaft und darstellender Kunst.

#3: WIE WIR SOZIALE BEWEGUNGEN ORGANISIEREN, DIE GEFLÜCHTETE UND EINHEIMISCHE FÜR EINE POLITIK DER GERECHTIGKEIT ZUSAMMENBRINGEN (Yvan Sagnet, NO CAP, Johanna Marx & Kathrin Wirth, Seebrücke Köln, Tareq Alaows, Seebrücke, und andere, moderiert von Georg Blokus, School of Political Hope)

Yvan Sagnet, der Protagonist des “Neuen Evangeliums”, hat in Italien eine von geflüchteten Landarbeiter*innen angeführte “Rivolta della Dignità” organisiert. Die Kölner Gruppe der Seebrücke mobilisiert lokal vor allem die deutsche Zivilgesellschaft gegen die Abschottung und für die Bewegungsfreiheit aller Menschen. In diesem Diskussionsforum werden beide ihre Ansätze der politischen Aktivierung und Involvierung vorstellen, bevor wir gemeinsam diskutieren, wie politischer Aktivismus zugänglicher, diverser und transnationaler werden kann. Es soll ein offener Raum geschaffen werden, in dem alle herzlich eingeladen sind, Probleme, Schwierigkeiten und Hürden sowie “White Saviorism” offen zu thematisieren, um daraus Ideen und Strategien für den Aufbau von grenzüberschreitenden Solidaritäten zu entwickeln.

JOHANNA MARX ist Sonderpädagogin und arbeitet an einer Förderschule in Köln. Sie engagiert sich seit drei Jahren bei der Kölner Lokalgruppe der Seebrücke.

KATHRIN WIRTH ist Studentin in Köln. Seit Frühjahr 2020 ist sie bei der Seebrücke Köln aktiv und engagiert sich seit Ende 2020 auch überregional bei der Bewegung.

YVAN SAGNET ist politischer Aktivist und Autor. Er ist einer der Gründer von NO CAP und setzt sich gegen die Ausbeutung migrantischer Landarbeiter*innen ein. Im “Neuen Evangelium” tritt er als er selbst und als Jesus Christus auf.

TAREQ ALAOWS ist Jurist und Aktivist der Seebrücke-Bewegung. Als erster syrischer Geflüchteter kandidierte er für den Bundestag, musste seine Kandidatur jedoch wegen rassistischer Bedrohungen zurückziehen.

GEORG BLOKUS ist politischer Organizer, Kunstaktivist und Berater für progressive Bewegungen. Er leitet die School of Political Hope und arbeitet für European Alternatives in Berlin.

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